ERFAHRUNGSBERICHTE
Diese Erfahrungsberichte sind persönliche Erzählungen von Personen, die entweder selbst aus einer Eizellspende entstanden sind oder durch Eizellspende Eltern geworden sind. Sie zeigen, welche Überlegungen man sich vor und nach einer Spende macht, und wie unterschiedlich jede Situation ist. Was für den einen stimmt, ist für eine andere Person vielleicht keine Option.
Unter dcnetwork.org sowie surterreviadonneru.ch findet man zudem weitere Erfahrungsberichte. Wer möchte, kann uns gerne für spätere Aktualisierungen der Website einen Text schicken, auch anonym (Mail an info@ezs-schweiz.ch).

BERICHT 1
David und Stefanie
(Namen geändert) waren 2020 in Finnland und 2021 sowie 2023 in Dänemark für offene Eizellspenden.
Als wir unseren Kinderwunsch realisieren wollten, waren wir in etwa so alt, wie die durchschnittliche Schweizerin bei der Geburt ihres ersten Kindes ist. Doch es klappte nicht, weder mit warten, Tee trinken, Inseminationen, Hormonen, noch mit 8 IVF-Zyklen. Mehrere Jahre später (aber noch weit unter 40) waren wir dann beim Punkt: Eizellspende oder gar keine Kinder. Die Entscheidung fiel uns nicht leicht, aber nach ein paar Monaten Überlegen und Informieren war für uns ganz klar: Eizellspende. Unsere Wahl fiel auf Finnland, weil es dort offene Spenden gibt, und die Spenderinnen von einem gut ausgebauten Sozialstaat profitieren können. Wir stellen uns vor, dass dies die Wahrscheinlichkeit reduziert, dass sich jemand aus rein monetären Gründen für die Eizellspende entscheidet (in Finnland gibt es lediglich eine moderate Aufwandsentschädigung) und dies dann später vielleicht bereuen würde. Vor der Spende gingen wir zwei Wochen nach Finnland in die Ferien, um das Land und die Leute kennenzulernen, und waren vom Land und den Bewohnern begeistert. In der Klinik (Ovumia Helsinki) wurden wir super betreut, und nach drei Monaten hatten wir auch schon einen Spendenvorschlag; doch leider gab es aus den acht Eizellen nur zwei Blastozysten, und beide Transfers waren erfolglos. Der eine Transfer fand in Helsinki statt (ca. 8’000 CHF für Spende und Transfer), der andere in Bregenz (Flug des gefrorenen Blastozysten nach Bregenz in eine österreichische Kinderwunschklinik, ca. 2’000 CHF), weil wegen Corona keine Reise nach Finnland möglich war. Wir hätten gerne nochmals in Finnland einen Versuch gemacht, doch die zweite Covid-Welle mit den erneuten Reisebeschränkungen machte dies unmöglich. Danach versuchten wir es in Dänemark (Storkklinik Kopenhagen), weil die Fahrt dorthin auch trotz der Corona-Restriktionen möglich war. Der Spendenvorschlag kam sehr schnell (nach ca. zwei Monaten), und auch wenn die Bedingungen nicht unbedingt erfolgsversprechend aussahen (“alte” Spenderin von 35 Jahren, viel Stress bei uns für die Reiseorganisation, berufliche Termine, nicht immer einfache Kommunikation mit der Klinik), gab es aus zehn Eizellen drei Blastozysten, aus denen 2021 und 2023 unsere zwei Kinder entstanden (der Versuch mit dem zweiten Blastozysten war leider ein Misserfolg). Kosten ca. 8’000 CHF für die Spende und den ersten Transfer, dann je ca. 1’000 CHF für die zwei folgenden Transfers. Auch in Dänemark waren wir zwei Wochen im Urlaub, um das Land kennenzulernen, und besuchten mit den Kindern auch die Klinik dort. Fazit nach dieser langen Leidensgeschichte: Wir sind total glückliche Eltern, würden alles wieder genau so machen (allerdings früher mit der Eizellspende beginnen), sind sehr dankbar gegenüber Finnland und Dänemark, haben dank der Spende zwei neue Länder und viele tolle neue Menschen kennengelernt, und freuen uns jeden Tag, dass wir unseren Kindern die frohe Botschaft mit auf den Lebensweg geben können, dass sie nur deshalb da sind, weil in Dänemark eine tolle Frau ihre Eizellen gespendet hat. Mit unseren Kindern reden wir offen über die Eizellspende (wir haben überall Dänemark-Fahnen stehen, dänische Kinderbücher, Bücher über Eizellspenden, wir gehen regelmässig Blut spenden und nehmen dazu die Kinder mit und sagen dann immer «Wir haben genug Blut also schenken wir anderen davon – so wie wir damals zwei Eizellen geschenkt bekommen haben, als wir keine hatten»). Wir hoffen, dass die Eizellspende für unsere Kinder so normal sein wird, dass sie gar nicht gross darüber sprechen (so wie auch andere Kinder nicht überall rumerzählen, was Mama/Papa vor der Geburt so gemacht haben ;-)).
BERICHT 2
Aaron und Sarah
(Namen geändert) waren im Dezember 2022 und September 2023 Finnland für offene Eizellspenden.
Wir - Aaron (35 J.) und Sarah (29 J.) - hatten im September 2021 geheiratet und waren voller Zuversicht bereit für den nächsten Lebensabschnitt - nämlich eine eigene Familie gründen. Dass die Periode bei mir für einige Monate kurz vor der Hochzeit ausblieb, war zu diesem Zeitpunkt noch nichts Besonderes. Wir hatten auch turbulente Zeiten hinter uns - Hochzeitsplanung während Corona-Bestimmungen, Wohnungs- / Jobwechsel - allgemein war viel los. Leider kamen die Monatsblutungen auch nach einem halben Jahr nicht wieder zurück und ich bemerkte auch vermehrt Stimmungsschwankungen, Hitzewallungen, Schlafstörungen und weitere unangenehme Symptome. Ein Blutbild beim Frauenarzt brachte dann die niederschmetternde Klarheit. Ich war mit meinen 29 Jahren schon mitten in den Wechseljahren. Der AMH-Wert (Anti-Müller-Hormon) war nicht mehr nachweisbar und der FSH-Wert ging durch die Decke - eine klare Diagnose. Da waren keine eigenen Eizellen mehr vorhanden, die Eizellreserven waren aufgebraucht. Wir waren in einem Schockzustand, denn ich wusste nicht, dass so etwas mit 29 Jahren passieren kann. Wie wir nach diesem Termin nach Hause kamen, weiss ich nur noch verschwommen. Der Grund für die verfrühte Menopause ist bis heute unklar. Da wir von unserer Frauenärztin leider keine genaueren Informationen bekamen, wie es nun weitergehen könnte, machten wir uns im Internet auf die Suche nach Lösungen. Wir konnten noch nicht akzeptieren, dass unser Kinder-/Familienwunsch schon fertig sein sollte, bevor wir überhaupt gestartet sind. Es war wie eine Endstation in der Schweiz für uns, ausser dass sofort das Thema Adoption angesprochen wird, wenn wir jemanden davon erzählten. Im Internet sind wir dann auf Informationen zum Thema Eizellspende im Ausland gestossen und haben uns intensiv damit beschäftigt. Es war unsere Hoffnung auf eine eigene Familie. Nachdem wir uns mit den Unterschieden der einzelnen Länder, in welchen eine Eizellspende erlaubt ist, (z.B. anonyme / offene Spende, soziale und finanzielle Sicherheit im Land, Umgang mit den Spenderinnen, Privatklinik vs. vom Staat überwachtes Spenderprogramm, Kosten, Erreichbarkeit, …) auseinandergesetzt hatten, haben wir uns bei Ovumia Helsinki in Finnland erkundigt. Wir wurden sehr freundlich über Skype begrüsst und konnten mit einer Hebamme und einem Arzt mehrere Gespräche über den Ablauf führen und all unsere offenen Fragen stellen. Wir haben danach entschieden, uns auf die Warteliste zu setzen und bekamen nach 4.5 Monaten Bescheid, dass eine Spenderin mit meinem Profil (Blutgruppe, Haar- und Augenfarbe, Grösse) gefunden wurde. Mehr Informationen über die Spenderin als die zuvor genannten, bekommt man in Finnland nicht. Das ist in anderen Ländern anders. Uns reichten diese Informationen aber völlig aus. Beim ersten Versuch im Dezember 2022 reisten wir für eine Woche nach Finnland, um an allen Terminen gemeinsam teilnehmen zu können und das Land ein wenig besser kennenzulernen. Die Freude und Zuversicht waren gross nach diesem schwierigen, vergangenen Jahr. Beim ersten Versuch wurden wir mit 10 entnommenen Eizellen beschenkt, von denen sich 3 per IVF befruchten liessen. Bis zum 5. Tag nach der Befruchtung war aber nur eine Blastozyste lebensfähig und bereit für den Frischtransfer. Diese wurde dann auch bei mir eingesetzt. Ich wurde schwanger und hatte am 31. Dezember einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand - was für ein schöner Start ins neue Jahr! Leider endete dieser Versuch in der 10. Schwangerschaftswoche in einer Fehlgeburt und wir mussten zuerst wieder neuen Mut schöpfen und das Erlebte verarbeiten. Wir haben uns in den Folgemonaten nochmals dafür entschieden, uns auf die Warteliste in Finnland setzen zu lassen. Auch hier bekamen wir nach 5 Monaten Bescheid, dass sie eine Spenderin für uns gefunden hätten. Beim zweiten Versuch haben wir auch angegeben, dass uns das Aussehen bezüglich Haar-/Augenfarbe/Grösse egal sei, um den Spenderinnenpool zu öffnen. Wir beide sind der Meinung, dass die genetischen Eigenschaften im Endeffekt eine kleinere Rolle im Familienbild spielen als die Liebe, die Erziehung, die Familienrituale, etc. Neuen Mutes flog Aaron beim zweiten Versuch allein für die Spermienabgabe nach Finnland und kam am Folgetag wieder nach Hause. Zum Transfer reisten wir dann gemeinsam nochmals nach Finnland und blieben für zwei Nächte. Dieser Transfer wurde aufgrund meines nachdrücklichen Wunsches unter Vollnarkose durchgeführt, da der Transfer im Dezember 2022 wegen meiner retroflektierten Gebärmutter sehr schmerzhaft und langwierig war (>1h). Wieder wurden 10 Eizellen von der Spenderin gewonnen. Aufgrund der mageren Befruchtungsrate beim ersten Versuch, drängten wir auf eine Aufteilung, bei welcher 5 Eizellen per IVF und 5 per ICSI befruchtet werden sollten. Trotz sehr gutem Spermiogram von Aaron entwickelten sich tatsächlich nur die 5 per ICSI befruchteten Eizellen (und keine der normalen, per IVF befruchteten Eizellen) und nach 5 Tagen waren noch drei überlebensfähige Blastozysten davon erhalten. Der Frischtransfer war wieder erfolgreich und ich wurde schwanger. Wir haben uns sehr gefreut über den positiven Schwangerschaftstest, aber die erste, wirkliche grosse Freude trat diesmal erst nach der 13. Schwangerschaftswochen ein. Zum heutigen Zeitpunkt betrachtet und mit ein wenig Abstand zur Diagnose und der ersten schweren Zeit, sehen wir die harte, aber klare Diagnose der vorzeitigen Menopause als “eine Abkürzung”, die wir nehmen durften / mussten. Dadurch, dass wir von Beginn weg keine Chance auf ein genetisches Kind von mir hatten, wurde uns auch ein gewisser Leidensweg der Ungewissheit, des vermehrten Versuchen mit eigenen Eizellen und vielen potenziellen Enttäuschungen erspart. Derzeit befinde ich mich in der 29. SSW und wir können es kaum erwarten, unser Baby kennenlernen zu dürfen. Es bleibt ein riesiges Wunder für uns und wir sind dankbar für Länder wie Finnland, die uns in unserer Situation helfen konnten, neuen Mut zu fassen und unseren Familienwunsch zu verwirklichen.
REPORT 3 (ENGLISH)
Carol and Werner (names changed) has been in Denmark in 2023.
At 37 years of age, I had just gotten out of a relationship. Distraught, I decided to freeze my eggs (“social freezing”) at Reproduktionsmedizin und gynäkologische Endokrinologie (RME) Universitätsspital Basel (USB). While I knew it would be no guarantee to be able to have a baby, I thought it would take some pressure off me and a future relationship. I had the courage to try it, because a good friend of mine did it before me in the UK and told me about her experience. Shortly thereafter I met my (now) husband and quite quickly we tried to have a baby together. It took a few months, but I eventually got pregnant. However I miscarried in the first trimester. We knew this happens frequently, and thought we should try again. But the story repeated itself. After the second miscarriage I consulted RME USB again just to do a few routine fertility tests. No particular diagnosis was made to explain the miscarriages at that time (NB. 1 in 3 cases of infertility do not have a known cause). In consultation with our RME USB doctor, we decided as a next step to fertilise my 37-year old frozen eggs with my husband's sperm (cost in 2021: CHF 2600). We were offered Pre-implantation genetic testing for aneuploidy (PGT-A) --quite new in Switzerland and had to be done by University of Zürich--as a way of checking embryo genetic viability before proceeding to any transfer. In case the embryos were not viable, this could save us some time and heartache, so we decided to try this. Unfortunately only a small proportion of our frozen eggs were successfully defrozen, fertilised, and also grew and survived as embryos. We then learned that none of them were genetically viable based on PGT-A. This means that no embryos were recommended for transfer (cost in 2021: CHF 774 for PGT-A on 3 embryos). Our doctor at RME USB said we should try again because this surprising result might be a fluke. A few months later, I did a new stimulation and egg retrieval at RME USB (cost incl drugs in 2021: CHF 7,500), which again had a low rate of fertilisation/survival/embryo development; once again 0 embryos were found to be genetically viable by PGT-A (cost in 2022: CHF 525 for 2 embryos) and none were transferred. We were crushed. At this stage RME USB discharged us, mentioning that one option for us would be to seek treatment by egg donation but that this is not permitted in CH. We were not unprepared for this recommendation; indeed we had been researching and educating ourselves about egg donation and talking to people who went through it since receiving the first set of negative PGT-A results. We had even started making enquiries and getting egg donation offers from abroad, “feeling out” the different clinics and the terms and conditions in 4 different countries. Though this news was hard to hear, we are grateful that RME USB had the courage to give us this verdict frankly, given the lack of a clearcut diagnosis in our case. But I think at that point we were not quite ready yet for the egg donation step. We consulted 2 more different specialist doctors in Switzerland to get second and third opinions about our situation. Both doctors recommended more tests, which we did and which came back normal, but neither of them had a firm diagnosis for us either. Given the legal standing of egg donation in Switzerland, they rather recommended trying IVF again. (One of them told us that 39 was still young for an infertility patient, and that I had time to consider egg donation later). We were also referred to a geneticist in Basel, who told us that the science around PGT-A was still evolving and suggested we might still try to implant one of the “least bad” PGT-A tested embryos from the first batch, despite University of Zürich concluding that they were not viable. The lack of harmony between doctors’ opinions was confusing to us. After this, we got pregnant again naturally, but again lost the pregnancy late in the first trimester. This third miscarriage was probably the last straw for us. The evidence was accumulating that there was likely an issue with egg quality, all other possible tests coming back normal. The only way to know for sure would be to see what happens with egg donation. So we got on a waiting list to find an egg donor match in Denmark (cost of initial online appointment with a doctor in 2022: CHF 145, cost of joining the waiting list in 2022: CHF 210), a country that offers open donation, and which we felt has less taboo / is more progressive concerning fertility treatments than most, such that altruistic donation might be a more routine practice than elsewhere. We visited a small clinic that a friend of mine had gone to and was very positive about (Vitanova, in Copenhagen). We had to wait quite a few months to get a donor match. When we did, we were ready. The transfer happened 3 months after hearing about the donor match (cost incl drugs (excl travel) in 2023: CHF 9,000), which worked on the first attempt! We are now the proud parents of a little baby girl, and couldn't be more grateful and happier. Our Danish donor, as well as the Vitanova clinic and the legal system in Denmark, changed our lives! In sum, we had a few extremely stressful and lonely years, with every additional miscarriage and failed IVF attempt chipping away at our hope to become parents. However I'm glad we did not pursue more IVFs in Switzerland for too many more years as per some of the Swiss doctors’ recommendations. Firstly I wasn't getting any younger, and the chances of success of every additional attempt were getting slimmer; secondly, this was all very draining both physically and emotionally (not to mention, expensive)--and I can't emphasize enough that while having a baby is a wonderful gift, maintaining the future parents’ physical and mental health is critical too! Our experience is one where there was no clear diagnosis for our infertility, though maternal age was likely a factor. Given that egg donation is not (yet) legal in Switzerland, and despite uncertainty and divergent medical opinions, we had to be quite proactive as a couple in order to find solutions abroad. It was also key for us to mature this decision and take the time to grieve the genetic child we couldn’t have, so that when we were in a position to move forward with egg donation, we were truly ready.
BERICHT 4
Lukas und Sophie (Namen geändert) hatten einen langen Weg bis es 2023 mit einer anonymen Spende in Spanien geklappt hat.
Wir sind Lukas (33-jährig) und Sophie (31-jährig). Wir haben einen knapp 1-jährigen Sohn und möchten euch unsere Geschichte erzählen. Es ist eine Geschichte voller Hoffnung, Verzweiflung, Glück und Trauer. Sie begann 2018. Aufgrund einer Vorerkrankung kam ich, Sophie, bereits mit Mitte 20 in die Wechseljahre. Nachdem wir auf natürlichem Weg und mit Insemination versucht haben, ein Kind zu bekommen, wurde schnell klar, dass wir auf weitere medizinische Massnahmen angewiesen sein werden, um uns unseren Wunsch vom eigenen Kind zu erfüllen. Da meine Hormonwerte (Anti-Müller-Hormon) derart schlecht waren, blieben uns noch die Optionen Eizellspende im Ausland, Pflege- oder Adoptivelternschaft. Unsere behandelnde Gynäkologin hat uns über Eizellspende aufgeklärt und uns eine Klinik in Alicante (Spanien) empfohlen. Das Vertrauen, das die Gynäkologin in die Klinik hatte, machte uns Mut. Wir haben uns nie gross Gedanken gemacht, ob vielleicht auch ein anderes Land für die Spende in Frage kommen würde. Wir hatten keine Kapazität dafür und waren froh über die Empfehlung. Ende Februar 2020 sind wir dann für einen Kennenlerntermin nach Alicante gereist. Wir wurden sehr herzlich in der Klinik empfangen, Hotel und Reise vom Flughafen zum Hotel wurden alles von der Klinik organisiert, so dass wir uns um Organisatorisches nicht kümmern mussten. In der Klinik fanden die meisten Gespräche auf Deutsch, einige wenige mit Laborant:innen auf Englisch statt. Um eine passende Spenderin zu finden, mussten wir Fotos von uns einreichen, sowie zwei Merkmale angeben, deren Ähnlichkeit zu uns bei der Auswahl für uns wichtig sind. Unsere Entscheidung viel auf „Phänotyp“ und „Bildungsstand“. Rund 14‘000 Euro kostete das medizinische „Grundpaket“, in dem unter anderem Suche und Behandlung der Spenderin, Entnahme und Aufbereitung von Eizellen, enthalten waren. Jeder Embyrotransfer an sich kostete 1‘800 Euro. Dazu kamen Kosten für Reise, Hotel, Essen, Medikamente usw. Im Sommer 2020 hatten wir den ersten Embryotransfer. Der Schwangerschaftstest war positiv – wir konnten es kaum glauben, dass alles so vermeintlich einfach verläuft. Doch leider währte die Freude nur kurz. Die Schwangerschaft endete in der 7. Woche in einem stillen Abort. Der Schock war gross und sass tief. Bestärkt von all unseren behandelnden Ärzten starteten wir im Herbst 2020 einen zweiten Versuch, leider mit negativem Schwangerschaftstest. 2021 bis 2023 folgten drei weitere Transfers, davon zwei weitere Fehlgeburten. Obwohl das Behandlungsteam immer sehr bemüht war und wir sowohl in der Klinik in Spanien wie auch bei unserer Gynäkologin in sehr kompetenten Händen waren, waren die Jahre während der Behandlungen sehr schwierig. Einerseits erwies sich die Einnahme diverser Hormonpräparate und Medikamente als Belastung und gab mir das Gefühl, fremdgesteuert zu sein. Andererseits waren die Misserfolge für uns als Individuen und als Paar psychisch eine riesige Herausforderung. Wir mussten lernen, dass wir beide ganz anders mit der Situation umgingen und gleichzeitig als Paar an einem Strick ziehen. Ich habe viel getrauert und meine Gefühle gegenüber Lukas geäussert. Lukas hat viel über die Situation nachgedacht und die Situation mit sich ausgemacht. Wir mussten uns damit befassen, dass unser Lebensentwurf einer eigenen Familie vielleicht nicht erfüllt werden würde. Zu allen Herausforderungen der Behandlung kam noch der ganz normale Alltag mit Arbeit, Haushalt usw. Manchmal haben wir einfach funktioniert, um alle Aufgaben zu meistern. Im März 2023 haben wir auf Empfehlung des Behandlungsteams eine Behandlung zur Erneuerung der Gebärmutterzellen gemacht und im Juni 2023 folgte der 6. Transfer. Der Test war positiv, die ersten Ultraschallbilder sahen gut aus und liessen uns ganz gegen unsere Erwartungen hoffen. Die Schwangerschaft verlief komplikationslos und wurde von einem Gynäkologen in der Schweiz begleitet. Am 12.3.2024 wurde unser Sohn geboren. Wir konnten unser Glück kaum fassen. Wir sind unendlich dankbar, dass unser grösster Wunsch in Erfüllung gegangen ist und dass ich dank Eizellspende habe schwanger sein dürfen. Ob wir diesen beschwerlichen Weg noch einmal gehen würden? Ich weiss es nicht. Wenn ich jedoch vor meinem inneren Auge uns als Familie sehe, dann würde ich sagen, ja.